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Stellungnahmen, Veröffentlichungen und Berichte

Erfahren Sie hier regelmäßig Neuigkeiten des Hami e.V. sowie Stellungnahmen unserer Mitglieder

25.11.2024: Masiha Fayez, Vorsitzende von Hami e.V., erläuterte die Situation der afghanischen Frauen seit August 2021

…der afghanischen Frauen seit August 2021 bei einer öffentlichen Veranstaltung, die vom Frauennetzwerk Rüsselsheim anlässlich des 25. November organisiert wurde. Die Veranstaltung markierte den Start der Kampagne der Aktivistinnen zur weltweiten Beseitigung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Masiha Fayez forderte die deutsche Regierung, die internationale Gemeinschaft und Menschenrechtsaktivistinnen auf, sich für die Rechte afghanischer Frauen einzusetzen, um ihre Teilnahme am politischen, sozialen und wirtschaftlichen Leben in Afghanistan zu gewährleisten.

Ein besonderer Dank gilt Bürgermeister Herrn Patric Burghardt, Frau Carmen Größ, Geschäftsführerin des Frauenbüros Rüsselsheim e.V., Frau Johanna sowie allen Frauen und Männern, die an der Veranstaltung teilgenommen und sich für die Rechte der Frauen engagiert haben.

Die Vorsitzende von Hami e.V. präsentierte zudem die Organisation Hami, Women Empowerment Organization, und deren Arbeit im Rahmen einer besonderen Veranstaltung, die vom Frauennetzwerk Rüsselsheim für Frauenrechtsorganisationen organisiert wurde. Sie informierte die Teilnehmer*innen über die aktuelle Situation von afghanischen Frauen und Mädchen.

Ein herzlicher Dank geht an das Frauennetzwerk für die Spende an Hami e.V.

14.10.2024: Hami e.V. setzt sich in verschiedenen Foren und Veranstaltungen in Deutschland für die Rechte von Frauen und Mädchen ein

… in Deutschland für die Rechte von Frauen und Mädchen ein. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Schutz afghanischer Menschenrechtsverteidigerinnen, die gefährdet sind.

Zu diesem Zweck nahm Bahara Ajmal, Vertreterin von Hami, am 14. Oktober 2024 an einem Frühstückstreffen im Bundestag in Berlin teil. Sie sprach ihren Dank an die deutsche Bundesregierung aus, insbesondere für die Einführung des Bundesaufnahmeprogramms (BAP) zum Schutz afghanischer Menschenrechtsverteidigerinnen.

In ihrer Rede betonte sie eindrucksvoll die schwierige Situation von Menschenrechtsverteidigerinnen, darunter Richterinnen, Staatsanwältinnen, Verteidigerinnen und zivilgesellschaftliche Aktivistinnen. Sie berichtete auch von ihrer eigenen Reise nach Deutschland im Jahr 2021 und wie “ihr Traum, Richterin zu werden, zerstört wurde.”

Sie appellierte an die Bundesregierung, das BAP-Programm fortzusetzen und das Aufnahmeverfahren zu verkürzen, insbesondere für Frauen, die bereits seit Monaten in Pakistan auf die Visumgenehmigung warten.

14.10.2024: Die Vorsitzende von Hami e.V., Wahida Mohammadzai, und Yalda Ahmad, Vorstandsmitglied und Psychologin bei Hami, nahmen an einer Frauengruppenveranstaltung von Zan e.V. teil

… Vorstandsmitglied und Psychologin bei Hami, nahmen an einer Frauengruppenveranstaltung teil am 14. Oktober 2024, die von Zan e.V. organisiert wurde. Ziel der Veranstaltung war es, ein Netzwerk zwischen afghanischen und iranischen Frauen, die in Frankfurt leben, aufzubauen.

Wahida Mohammadzai gab ausführliche Informationen über Hami e.V., während Yalda Ahmad die Teilnehmerinnen über die psychosozialen Dienstleistungen, die Hami-Beraterinnen freiwillig online und vor Ort anbieten, sowie über die erweiterten Überweisungsmechanismen zwischen Hami und anderen Frauenrechtsorganisationen in Deutschland und Afghanistan informierte.

15.09.2024: Interview mit Basira Akbarzada und Saina Himidi - beide im Hami e.V. Vorstand

Basira Akbarzada, Hami e.V. -Vorstandsmitglied, sagt:

Als wir nach Deutschland kamen, erlitten wir alle schwere psychische und emotionale Schäden und verloren all unsere Errungenschaften, einschließlich unserer Arbeit, Freunde und Heimat. Doch einige unserer Familienmitglieder und wir wurden in Sicherheit gebracht, und dafür sind wir äußerst dankbar und schätzen die Bemühungen der deutschen Regierung und der Kolleg*innen von Medica Mondiale sehr.

Als Frauenrechtlerinnen spürten wir jedoch tief im Herzen, dass es in Afghanistan noch immer tausende afghanische Frauen und Mädchen gibt, denen wir einst zur Seite standen, um ihre Rechte durchzusetzen und ihnen zu einem Leben ohne Gewalt zu verhelfen. Für diese Frauen, für die wir wie eine Salbe für die Wunden ihres Herzens waren, hatten wir offene Arme, um mit ihnen zu sympathisieren. Wir hörten ihnen zu, wenn sie von der Unfreundlichkeit und Ungerechtigkeit sprachen, die sie erlebten, und erhoben unsere Stimme, um ihre Menschenrechte zu schützen.

Mit Hilfe von Medica Mondiale konnten wir uns in Hessen und Köln niederlassen und wurden mit Programmen verbunden, die Medica Mondiale in Zusammenarbeit mit den Vorständen von Medica Afghanistan sowie erfahrenen Kolleg*innen, die bereits mit uns zusammengearbeitet hatten, für uns organisiert hatte. Nachdem wir wieder auf die Beine gekommen waren und die Bedürfnisse der Frauen spürten, beschlossen wir, die Organisation Hami zu gründen.

Als professionelles Team, bestehend aus erfahrenen psychosozialen Beraterinnen und Anwältinnen, fühlen wir uns sehr stark und sind sicher, dass wir so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen und gestärkt hervorgehen werden. Natürlich hat Medica Mondiale uns bei der Gründung von Hami viel unterstützt, und wir schätzen ihre Hilfe sehr.

Sie fügte hinzu:

In Deutschland erleben afghanische Frauen und ihre Familien eine neue Kultur, eine neue Sprache und neue Erfahrungen, die sie psychologisch beeinflussen. Aufgrund von Sprachproblemen können sie ihre Probleme jedoch oft nicht selbst erklären. Deshalb möchten wir sie in ihrer eigenen Sprache beraten und ihnen Rechtsaufklärung über ihre Rechte bieten. Dies ist für die Frauen sehr hilfreich, um Stabilität zu erreichen, ihre Ausbildung oder Arbeit fortzusetzen und ihre Kinder und Familien zu unterstützen.

Als wir einige Fälle von afghanischen Einwanderern hatten, die nach der Evakuierung nach Deutschland kamen, konnten unsere psychologischen Beraterinnen ihnen helfen. Gleichzeitig führen die psychischen Probleme von Frauen oder ihren Familienangehörigen häufig zu familiären Konflikten. Deshalb möchten wir auch Vermittlungsdienste anbieten, damit sie friedlich leben und die Bildung und Erziehung ihrer Kinder unterstützen können.

Auch hier in Deutschland leiden Frauen unter verschiedenen psychischen Problemen wie Stress, Trauma, Angst, Schlaflosigkeit und Heimweh. Dafür brauchen sie professionelle Unterstützung, und das ist es, was wir als Hami tun möchten.

Die Vorstandsmitglieder von Hami, darunter Saina Hamidi, stellten Folgendes klar:

Die Idee, Hami zu gründen, entstand im Dezember 2022. Als wir nach Deutschland kamen, standen wir am Anfang vor großen Herausforderungen: traumatische Erlebnisse, Lebensprobleme, plötzliche Veränderungen, mangelnde Sprachkenntnisse und die Angst, dass all unsere Bildungswerte und Berufserfahrungen wertlos würden. Jede von uns stand unter starkem Stress.

Medica Mondiale organisierte für uns Stressbewältigungsworkshops, um unseren mentalen und emotionalen Zustand zu verbessern. Gleichzeitig boten unsere Psychologinnen freiwillige psychologische Beratung an. Unsere Kolleginnen und Anwältinnen organisierten rechtliche Aufklärungsprogramme über deutsche Gesetze für unsere Familienangehörigen.

Beim ersten organisierten Workshop von Medica Mondiale im Dezember 2022 in Frankfurt, bei dem alle Kolleg*innen zusammenkamen, fühlten wir uns gestärkt. Wir beschlossen, dass wir von vorne anfangen und weitermachen wollten. Besonders, als wir über afghanische Frauen sprachen und uns an ihre miserable Situation erinnerten, war es für uns schwierig.

Am Ende des Programms schlugen wir Frau Monica Hauser und Frau Karen vor, dass wir unsere Organisation hier wieder gründen und unsere Aktivitäten fortsetzen wollen. Sie ermutigten uns und versprachen, mit uns zusammenzuarbeiten. Bis heute stehen sie uns zur Seite und sind starke Partner. Vielen Dank an Medica Mondiale für ihre kontinuierliche Zusammenarbeit!

Weiter erklärte sie:

Wir haben aufgrund des fehlenden Internetzugangs und der Sicherheitsbedrohungen weniger Kontakt zu unseren früheren Kundinnen, suchen aber nach weiteren Kommunikationsmöglichkeiten. Viele unserer Kundinnen haben nach dem Einmarsch der Taliban keinen Zugang mehr zu Telefon und Internet, und wir konnten sie aus Sicherheitsgründen nicht weiter kontaktieren. Doch das bedeutet nicht, dass wir sie vergessen haben. Wir erinnern uns immer aus tiefstem Herzen an sie.

Einige Fälle werden uns von Institutionen zugewiesen, die zuvor mit uns zusammengearbeitet haben. Angesichts der neuen Gesetze, die die Taliban erlassen haben, befürchten wir, dass afghanische Frauen und Mädchen in Zukunft noch mehr psychosoziale Dienste benötigen werden. Deshalb beabsichtigen wir, weiterhin gemeinsam mit anderen Institutionen diese Dienste anzubieten und verschiedene Wege zu finden, um mit den Frauen in Kontakt zu treten.

Frauen in Afghanistan leben in echter Verzweiflung. Wir werden versuchen, sie stark zu halten, bis die Sonne für die Frauen in Afghanistan aufgeht und sie in ihr normales Leben zurückkehren können. Wir fordern afghanische Frauen und Mädchen auf, auf eine glänzende Zukunft zu hoffen.

Am Ende sagten sowohl Frau Basira Akbarzada als auch Saina Hamidi über die Auszeichnung:

Diese Auszeichnung ist für uns eine Ehre und gibt uns Kraft und positive Energie, um mit einem stärkeren Willen zur Unterstützung von Frauen voranzugehen.

Diese Auszeichnung zeigt die Solidarität unter Menschenrechtsverteidigern und bedeutet für uns, dass wir mit unserer Mission nicht allein sind. Sie hat einen besonderen Wert, da sie an eine Gruppe von Frauen verliehen wird, die sich trotz ihrer Vertreibung weiterhin mit Energie und Kraft für andere Frauen einsetzen möchten.

Die Auszeichnung motiviert uns, die Stimme der Frauen zu sein, die in Afghanistan gefangen sind, deren Stimmen erstickt werden und deren Gesichter und Stimmen verboten wurden. Der Erhalt dieser Auszeichnung bedeutet für uns einen Neuanfang – einen schwierigen Anfang mit großer Verantwortung. Wir wollen weiterhin Frauen und Mädchen unterstützen, denen ihre Menschenwürde und Rechte entzogen wurden.

Mit dieser Auszeichnung werden die Bemühungen und das Engagement von Frauen gewürdigt, deren Einsatz wertvoll ist. Sie stärkt den Zusammenhalt innerhalb der Organisation und ermutigt andere Einwanderinnen, sich in Menschenrechtsaktivitäten zu engagieren und den Integrationsprozess zu unterstützen.

Generell ist diese Auszeichnung nicht nur eine Anerkennung der geleisteten Arbeit, sondern auch ein Ansporn für zukünftige Projekte. Sie ist ein Zeichen der Hoffnung und des Fortschritts für die gesamte Gemeinschaft.

Laudatio anlässlich der Preisverleihung des Gerhard-und-Renate-Baum- Menschenrechtspreises an HAMI e.V. am 15.09.2024 in Köln

Es ist fast ein Wunder, dass wir heute, drei Jahre später, hier stehen:
Bitte vergegenwärtigen Sie sich die Tage rund um den 15. August 2021! Wir waren voller Sorge, dass unsere Kolleginnen in Kabul, in Herat und Mazar-i-Sharif Zielscheibe der einrückenden Taleban sein würden. Zielscheibe, weil sie 20 Jahre lang eine Arbeit gemacht haben, die in wirklich allem dem widerspricht, was die Taleban als ihr Weltbild verkünden.

Fachfrauen, die vom ersten Arbeitstag bei Medica Afghanistan genau wussten, dass sie wegen dieser Arbeit, wegen ihres Einsatzes, verbale Attacken von einem feindlichen Umfeld zu erwarten hatten. Sie wussten, dass Angriffe aus ihrem nächsten Umfeld kommen können, dass sie verleumdet und ihnen Vorwürfe entgegengebracht werden, sie würden „Familien auseinanderbringen wollen“.

Und, verehrtes Publikum, ich möchte hier auch nochmals deutlich machen, dass es immer wieder die Behauptung gab, die Arbeit der Mitarbeiterinnen sei unislamisch. Sie wurden also mit dem äußerst gefährlichen Vorwurf der Blasphemie konfrontiert! Ja, die Kolleginnen wussten, dass ihr Einsatz, ihr Kampf für die Würde von Frauen und Mädchen ihnen Hass und Beschimpfungen einbringen würde, schlimmstenfalls tätliche Angriffe bis hin zu Lebensgefahr.

Ihr, liebe Kolleginnen, standet und steht für den Kampf für Menschenrechte par excellence. Dabei machtet ihr das, was engagierte Frauen weltweit tun – sich zusammenschließen und andere Frauen in Not unterstützen.

Menschenrechtsarbeit braucht täglich so viel Mut, überall auf der Welt – vor allem auch deswegen, weil viele andere wegschauen, was leider auch in Deutschland tägliche Realität ist. Der Kampf gegen Diskriminierung und Herabwürdigung von Frauen und Mädchen braucht in einem solch frauenfeindlichen Kontext erst recht Kraft!

Herabwürdigung und Gewalt bis hin zu Femiziden sind schwere Menschenrechtsverbrechen, die wir leider weltweit sehen. Jedoch lebten gerade Frauen in Afghanistan seit Jahrzehnten in einem extrem misogynen Umfeld, das die Taleban durch ihre frauenausschließende Pervertierung auf die Spitze trieben – und gerade jetzt weiter treiben.

Nach dem ersten Fall der Taleban – und es ist wirklich sehr schmerzhaft, das so ausdrücken zu müssen – haben wir von Köln aus den Aufbau von Medica Afghanistan vorangetrieben. Dann habt Ihr, liebe Kolleginnen, von den vier Standorten Kabul, Mazar-i-Sharif, Herat und zunächst auch Kandahar aus das Leben von zehntausenden Frauen und ihren Familien verbessert.

Ihr wart Vorbild für eine neue Generation von Frauen und Mädchen und sicher auch für junge Männer in Afghanistan, die selbstbestimmt ihr Leben gestalten wollten. Ihr habt eine völlig innovative Rechtsberatung installiert – es gab ja vorher kaum Anwältinnen, die an der Seite von Frauen standen.

Ihr habt als Erste juristische Beratung für Frauen im Gefängnis angeboten, die wegen sogenannter moralischer Verbrechen inhaftiert waren. Ihr standet die ganze Zeit an ihrer Seite – vom Moment ihrer Verhaftung durch die Polizei, über die Gerichtsverfahren, bis hin zur Begleitung ihrer Familien. Ihr habt unermüdlich über Unrecht aufgeklärt und dazu beigetragen, dass viele Tausende Frauen aus Gefängnissen freikamen oder es gar nicht erst zu Verfahren kam, weil sie eben nicht schuldig waren an der Gewalt, die sie erfahren hatten.

Zusammen mit den Beraterinnen des psychosozialen Bereichs habt ihr neue traumasensible Ansätze erlernt und praktiziert.

Auf politischer Ebene habt ihr Gesetze mit angestoßen, vor allem das EVAW-Law, das Gewalt gegen Frauen erstmals unter Strafe stellte: Vergewaltigung, häusliche Gewalt und Zwangsverheiratung von Kindern wurden endlich kriminalisiert. Ihr habt dazu Konferenzen organisiert und unermüdlich Zivilgesellschaft zusammengebracht, auch im Kampf gegen die fürchterlichen sogenannten Jungfräulichkeitstests.

Nach acht Jahren Aufbau übernahmen die Kolleginnen 2010 vor Ort das Management von Medica Afghanistan und entwickelten die Organisation kraftvoll weiter. Sie setzten sich immer wieder mit Stärke gegen tägliche neue Widerstände durch – bei Gericht, bei Ministerien, in Krankenhäusern und Gefängnissen und oft genug auch in ihrem Zuhause!

Ich war bei einer Konferenz in Kabul 2014 dabei, die den Titel „Transformation is possible in Solidarity“ trug – niemand sonst traute sich so etwas. Ich erinnere mich gut, wie ihr Verantwortliche aus Polizei, Ministerien, Krankenhäusern und der Zivilgesellschaft sowie ambitionierte Geistliche zusammengebracht habt. Alle wollten für Frauen Veränderung bewirken. Es war extrem beeindruckend!

Doch das war und ist genau der uns verbindende Gedanke: Mit feministischer Solidarität ist Veränderung möglich. Ihr habt das unter schwierigsten Bedingungen bewiesen!

Doch im August 2021 brach das nächste traumatische Kapitel in der traurigen Geschichte Afghanistans an. Die vielen Fehler der internationalen Politik, die 20 Jahre lang vor allem auf ihre eigenen Interessen geschaut hat, lieferte schlussendlich die afghanische Bevölkerung den Taleban aus.

Darauf folgten nervenaufreibende Wochen, denn klar war, dass ihr aufgrund eurer konsequenten Menschenrechtsarbeit auf keinen Fall an diese Terroristen geraten durftet und so rasch wie möglich außer Landes musstet. Dieses Kapitel beschreibt jetzt meine Vorstandskollegin Sybille Fezer.

15.09.2024: Hami e.V. erhält wichtigen Preis für Menschenrechte

Heute hat „Hami e.V., Frauen Empowerment Organisation e.V.“ für unsere großartige und unermüdliche Arbeit den Menschenrechtspreis 2024 der Gerhart und Renate Baum Stiftung erhalten. (Gerhart Baum, ein deutscher Politiker und Rechtsanwalt und ehemaliger Bundesinnenminister, und seine Frau Renate Baum, die seit 2007 eine Stiftung mit dem Ziel demokratischer Regierungsführung und Sozialstudien betreibt.)

Die Preisverleihung fand am 15. September 2024 im Comedia Theater in Köln, Deutschland, statt und wurde von der Fernsehmoderatorin Bettina Böttinger moderiert. Die Veranstaltung begann mit einer Eröffnungsrede von Herrn und Frau Baum, gefolgt von einem Sofa-Interview mit Frau Monika Hauser, der Gründerin und Geschäftsführerin von medica mondiale, sowie den beiden Vorstandsmitgliedern von Hami e.V., Frau Basira Akbarzada und Frau Saina Hamidi.

 „Diese Auszeichnung hat einen besonderen Wert, da sie an eine Gruppe von Frauen verliehen wird, die sich trotz ihrer Vertreibung weiterhin mit Energie und Kraft für andere Frauen einsetzen möchten“ .Sagte Basira Akbarzada.

Der Preis wurde den Aktivistinnen von Hami von Gerhart Baum und seiner Frau Renate Baum auf der Bühne überreicht. Masiha Fayez sagte im Namen von Hami: „Heute ist ein besonderer Tag für uns. Wir sind dankbar für die Anerkennung unserer Frauenrechtsarbeit durch die Baum Stiftung. Es ist uns eine Ehre, von Herrn und Frau Baum den Menschenrechtspreis für 2024 entgegenzunehmen. Diese Auszeichnung bedeutet, dass wir mit unserer Mission und unserem Kampf für Frauenrechte nicht allein sind.“

 Anschließend bedankten sich Wahida Mohammad Zai und Vida Faizi von Hami mit tiefem Respekt und überreichten als Zeichen des Dankes eine wunderschöne Zeichnung, die die Stärke und die reine afghanische Kultur zeigt, sowie einen Blumenstrauß an die Baum Stiftung.

Die Vertreterin von Hami fügte hinzu: „In diesem besonderen Moment werden wir medica mondiale, die Vorstandsmitglieder von medica Afghanistan und die Kollegen, die noch in Afghanistan oder in anderen Ländern sind und Teil dieses Erfolgs sind, nie vergessen.“

Die Frauen von Hami überreichten im Namen von medica mondiale Blumen an Frau Monika Hauser und im Namen der Vorstandsmitglieder von medica Afghanistan an Frau Bele Grau und Frau Sajia Behgam, die uns auf dieser Reise unterstützen.

 Das gesamte Hami-Team feierte die Auszeichnung gemeinsam auf der Bühne. Die Veranstaltung wurde von Live-Musik aus Afghanistan begleitet und endete mit einem gemeinsamen Mittagessen.

Dies ist ein neuer Anfang für Hami, und mit einer Gruppe von 30 rechtlichen und psychosozialen Expertinnen und Experten setzen wir unsere Bemühungen um ein besseres Leben für Frauen, insbesondere afghanische Frauen, mit noch mehr Kraft fort.

Wir stehen für gleiche Rechte auf der Basis von sozialer Gerechtigkeit!

Wir kämpfen für die Durchsetzung der Frauenrechte und die Beteiligung von Frauen in allen Lebensbereichen!

Die Mitglieder von Hami

 

Seit ihrer Flucht arbeitet Masiha Fayez von Deutschland aus mit dem Verein „Hami“ weiter. Der nun einen wichtigen Preis für Menschenrechte erhält.

Von Johanna Pfund

Vor drei Jahren ist Masiha Fayez ein zweites Mal aus ihrem Land geflohen. Die Afghanin lebt nun in Rüsselsheim, Tausende Kilometer entfernt von ihrer Heimatstadt Kabul. Ihre Mission aber setzt die Frauenrechtlerin hier fort.
Vergangenes Jahr gründete sie den Verein „Hami – Frauen Empowerment“ mit, der Frauen mit Migrationsgeschichte in Deutschland, aber auch in Afghanistan und in Krisengebieten hilft.
Hami, das bedeutet Unterstützung und Schutz. Gut für Frauen hier, weitaus wichtiger noch in Afghanistan, wohin Fayez Verbindung hält. Zu den Frauen, die unter dem Regime der Taliban ein Recht nach dem anderen verlieren, die nicht mehr arbeiten dürfen, denen der Besuch weiterführender Schulen und Universitäten verbotenist. Nicht einmal mehr ihre Stimme soll in der Öffentlichkeit zu hören sein. „Das sind Dinge, die uns wahnsinnig machen“, sagt Fayez am Telefon: „Es wird jeden Tag härter für die
Frauen.“ Ihr Verein versucht, zumindest online Stress-Management zu bieten.

Es ist ein Engagement, das in Deutschland gesehen wird. Die Gerhart-und-Renate-Baum- Stiftung zeichnet Hami am Sonntag in Köln mit dem Menschenrechtspreis aus. Der ist dotiert mit 10 000 Euro, Geld, das der Verein wohl gut gebrauchen kann.

Dass Frauen besonderer Gefährdung ausgesetzt sind, weiß Fayez selbst nur zu gut. Sie wurde 1972 in Kabul geboren. Als die Mudschahedin 1992 an die Macht gelangten und Afghanistan in einem grausamen Bürgerkrieg zerfiel, war sie eine junge Frau. „Es gab Vergewaltigungen, es gab Zwangsheiraten, es gab so viel Gewalt durch die Mudschahedin“, erzählt Fayez. Sie floh das erste Mal aus ihrer Heimat; gemeinsam mit ihrer Mutter, ihren zwei Schwestern und
ihrem Bruder suchte sie Zuflucht im benachbarten Pakistan, wie Millionen Afghanen. Sie arbeitete als Lehrerin, besuchte Kurse in Recht. Als die Familie 2002 zurückkehrte, wurde es nicht viel leichter. Eine Burka mussten Fayez und ihre Schwestern tragen, eine Schwester stolperte oft, weil sie mit dem körper- und gesichtsverhüllenden Kleidungsstück nicht zurechtkam: „Meine Mutter und meine Großmutter hatten nie eine Burka getragen, deshalb
konnten wir damit nicht umgehen.“

Häusliche Gewalt – das gab es nach Ansicht der Gerichte nicht

Fayez setzte dennoch ihren Weg fort. 2003 schloss sie in Kabul ihr Studium des Rechts und der Politikwissenschaften ab, 2020 absolvierte die Mutter dreier Kinder dort zudem einen Master in öffentlicher Verwaltung. Eine gute Basis, um Frauenrechte voranzubringen.
Auch wenn es die Männer erst einmal erstaunte, wenn eine Frau vor Gericht andere Frauen in Vergewaltigungsprozessen vertrat: „Die glaubten ja gar nicht, dass eine Frau vergewaltigt werden konnte.“ Flohen Frauen in Afghanistan vor häuslicher Gewalt, wurden sie oft ins
Gefängnis gesteckt, berichtet Fayez, weil man ja keine gute Frau war, wenn man aus dem eigenen Haus davonlief.
Fayez arbeitete viele Jahre mit der feministischen Frauenrechtsorganisation Medica Mondiale, damals die einzige Organisation, die Anwältinnen anstellte, für die UN war sie als Beraterin in Gesetzgebungs- und Frauenfragen tätig, sie engagierte sich in der International Development Law Organization (IDLO). Schritt für Schritt gelang es Fayez und ihren Mitstreiterinnen, Frauenrechte durchzusetzen. Anwältinnen wurden ausgebildet, Vergewaltigungsfälle vor Gericht verhandelt –  nicht nur durch Mediation : „Ich war sehr aktiv.“

„Witwen können nicht einmal zum Arzt gehen, wenn sie krank sind.“

Mit dem erneuten Einmarsch der Taliban in Kabul im August 2021 wurde dieses Engagement zur Gefahr. Die Taliban ließen alle Gefangenen frei, „die marschierten in den Straßen herum, das war ein großes Risiko für mich. Ich war ja Aktivistin“. Und das Regime macht nun zunichte, wofür Fayez gekämpft hat. Das Frauenministerium – weg. Richterinnen verloren ihren Job, weil sie angeblich die Scharia nicht kannten. Frauen dürfen nur mit passender
männlicher Begleitung reisen. „Witwen können nicht einmal zum Arzt gehen, wenn sie krank sind“, sagt Fayez. Sie floh ein zweites Mal mit ihrer Familie, unterstützt von Medica Mondiale:
„Damit ich meine Arbeit fortsetzen kann.“
Dafür bildet sie sich weiter fort und lernt Deutsch.

15.08.2024: Ihr seid nicht allein - ein dunkler Tag in der Geschichte Afghanistans

Ein Tor der Hoffnung in der Dunkelheit

Der 15. August 2021 ist ein zutiefst schmerzhaftes und tragisches Datum für die Afghanen. Das Leben in Afghanistan hat sich für die Menschen, die seit drei Jahren unter der Herrschaft der Taliban leben, verschlechtert – vor allem für die Frauen. Alle Rechte für Frauen sind verschwunden, die humanitäre Krise nimmt weiter zu, und der Mangel an Bildung und Grundrechten für Mädchen wurde praktisch begraben. Afghanistan bleibt im Wesentlichen von der internationalen Gemeinschaft abgeschottet.

Der aktuelle Kontext hat das Leben vieler Menschen in Afghanistan tiefgreifend verändert. Es ist herzzerreißend zu wissen, dass Tausende von Fachkräften und ihre Familien ihre Häuser und ihre Lieben zurücklassen mussten.

Masiha Fayez, Vorsitzende von Hami e.V., sagt:
„Unsere 90 ehemaligen Kolleginnen und Kollegen (insgesamt 286) wurden mit Unterstützung von medica mondiale mit ihren Familien nach Deutschland evakuiert und begannen ihr Leben in einer neuen Umgebung. Dies war alles andere als einfach, aber mit der Unterstützung von medica mondiale – und natürlich war es auch für das medica-Team nicht einfach – haben sie große Anstrengungen unternommen und 24 Stunden am Tag gearbeitet, um dies zu ermöglichen. Vielen Dank, medica mondiale!

Medica als Frauenrechtsorganisation hat uns in Deutschland nie alleine gelassen. Mit ihrer Unterstützung konnten 50 von uns ein einjähriges Weiterbildungsprogramm in Familienmediation, Sozialarbeit und im Non-Profit-Bereich an der Frankfurt Applied Science University absolvieren.

Im Rahmen der Integration haben wir Deutschkurse auf verschiedenen Niveaus – B1, B2 und C1 – absolviert. Unsere Kinder, einschließlich unserer Töchter, gehen zur Schule, und unsere Familienmitglieder, die die Kriterien erfüllten, haben ebenfalls von den Weiterbildungsprogrammen profitiert.

Zur Fortsetzung unserer Frauenrechtsaktivitäten haben wir Hami e.V., eine Organisation zur Stärkung der Frauen, in Frankfurt am Main gegründet. Das professionelle Team von Hami e.V. ist motiviert, seine ehrenamtliche Arbeit fortzusetzen und afghanischen Überlebenden von sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt (SGBV) in Afghanistan psychosoziale Beratung, Mediation und Rechtsberatung online anzubieten. Gleichzeitig unterstützen wir Migrantinnen und ihre Familien in Deutschland und setzen uns für Frauenrechte ein, obwohl es weder Geld noch Projekte gibt.“

Nach meiner Ankunft in Deutschland hatte ich viele Probleme, mich an die neue Umgebung anzupassen. Aber nach und nach wurde das Leben einfacher. Was mir am meisten geholfen hat, war, dass ich anfing, positiv über die Zukunft nachzudenken und mich darauf konzentrierte, die deutsche Sprache zu lernen.

Meine Tochter geht zur Schule und kann sich eine gute Zukunft aufbauen. Obwohl der Schmerz, von meiner Heimat getrennt zu sein, sehr schwer für mich ist, denke ich jetzt, dass sowohl ich als auch meine Tochter – wenn wir in Afghanistan wären – wie Tausende afghanischer Mädchen und Frauen unserer Grundrechte beraubt wären.

Hami e.V., die Organisation zur Stärkung der Frauen, die mit der technischen Unterstützung von medica mondiale gegründet wurde, wurde nicht nur für mich, sondern auch für unsere Gruppe von 30 mutigen und professionellen afghanischen Frauen zu einer Art Hoffnung und positiver Energie für ein neues Leben.

„Ich sehe diese Organisation als ein großartiges Maßnahmen zur Stärkung der afghanischen Frauen und Mädchen“, sagte Wahida Mohammadzai, Vorsitzende von Hami e.V.

Trotz des Ausschlusses von Frauen von der Teilnahme an politischen, sozialen und wirtschaftlichen Aktivitäten und des Verbots der Bildung für Mädchen haben afghanische Frauen sowohl innerhalb als auch außerhalb Afghanistans ihr Bestes gegeben und sich nie der Verzweiflung hingegeben.

„Ich lebe derzeit in Deutschland. Obwohl wir unsere 20-jährige Anstrengung für Frauen in Afghanistan verloren haben, konnte ich hier auf eigenen Füßen stehen. Derzeit habe ich ein Weiterbildungsprogramm zur Familienmediation abgeschlossen und lerne Deutsch.

Ich lebe mit meiner geliebten Familie in einer separaten Wohnung, meine Kinder gehen zur Schule, und mein Mann, der Arzt war, arbeitet jetzt im Krankenhaus. Ich setze mich dafür ein, die Stimme der afghanischen Frauen und Mädchen zu sein, denen Bildung vorenthalten wird“, sagte Mariam Zalmai Hanafi, Anwältin und Vorstandsmitglied von Hami e.V.

Die Situation in Afghanistan bleibt für viele Menschen, insbesondere Frauen und Mädchen, die unter extremen Einschränkungen leben müssen, unsicher und besorgniserregend.

Wir hoffen, dass sich die Situation in Afghanistan eines Tages verbessern wird. Mit Solidarität!

In dieser schwierigen Zeit möchten wir (das Hami e.V.-Team) euch wissen lassen, dass ihr nicht allein seid. Wir denken jeden Tag, jeden Moment an euch und tragen euch in unserem Herzen.

Wir wissen, dass die Umstände schwierig und oft hoffnungslos erscheinen können, aber bitte denkt daran, dass ihr stark seid. Eure Stärke und euer Mut tragen Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Egal wie dunkel die Tage sind, ihr seid nicht vergessen. Die Welt sieht euren Kampf, und wir stehen an eurer Seite, auch wenn die Distanz groß ist. Bleibt stark und gebt niemals auf.

Eure Träume, eure Rechte und eure Würde sind unantastbar, und niemand kann euch nehmen, was in euren Herzen leuchtet.

Wir wünschen euch Frieden, Mut und die Kraft, weiterzumachen. Ihr seid wertvoll, ihr seid wichtig, und ihr seid die wahren Heldinnen dieser Zeit.

Wir sind stolz auf euch, afghanische Frauen.

**Hami e.V. – Vorstandsmitglied**

08.04.2024 Solidarität unter Frauen am Internationalen Frauentag

Hami e.V. -Vorstandsmitglieder (Masiha, Fayez, Wahida Mohammadzai und Vida Faizi) und Dr.Monika Hauser (Gründerin von Medica Mondiale) traf an 2.März 2024 Herrn Gerhart Baum, einen deutschen Politiker und Anwalt und ehemaligen Bundesinnenminister und seine Frau Renate Baum, die seit 2007 eine Stiftung mit dem Ziel der demokratischen Regierungsführung und sozial-wissenschaften betreibt, für die zukünftige Zusammenarbeit und Unterstützung von Hami. 

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